Das leere Regal

Neulich habe ich mich entschieden mein volles Regal aufzuräumen. Alt, vollgestellt, schwer. Bücher, Kerzen, Krimskrams – kleine Dinge mit Geschichten, die niemand mehr erzählte. Ich betrachtete es lange, bis ich merkte: Es sprach nicht mehr mit mir.

Beim Ausräumen war jedes Stück eine Begegnung. Nicht mit dem Objekt, sondern mit mir selbst. Warum hatte ich das aufgehoben? Was wollte ich bewahren? In Wahrheit war es Angst, nicht Erinnerung.

Als das Regal leer war, stand da nichts – und plötzlich: alles. Raum für Gedanken. Für Stille. Für Licht. Ich ließ das Regal gehen. Und mit ihm die Illusion, dass Besitz Halt gibt.

Loslassen im Außen kann erstaunlich befreiend wirken. Es bringt Ordnung nicht nur ins Regal, sondern auch ins Herz. Und oft stellen wir fest: Wenn der Raum um uns freier wird, atmet auch die Seele auf.

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