Es war an einem gewöhnlichen Dienstagmorgen. Ich saß einfach mitten im Chaos, umgeben von Notizzetteln, halb geöffneten Tabs auf dem Bildschirm und dem stillen Drängen, noch schnell dieses oder jenes zu erledigen. Draußen zwitscherte eine Amsel. Ich hörte sie kaum.
Bis ich plötzlich innehielt. Und dachte: Wann ist eigentlich der Moment gekommen, an dem das Wesentliche hinter dem Dringlichen verschwunden ist?
Dieser Beitrag ist eine Einladung, Raum zu schaffen. Raum im Äußeren – und im Inneren. Für das, was wirklich zählt.
Der Überfluss
Wir leben in einer Welt, die keine Pause kennt. Unsere Kalender sind voll, unsere Schränke auch, und selbst unser Geist wirkt oft überfüllt wie ein Dachboden nach einem langen Winter.
Doch wenn wir innehalten – wirklich innehalten – merken wir: Der Überfluss lässt uns das Wesentliche übersehen.
Was wäre, wenn wir begännen, nicht mehr nach „mehr“, sondern nach „weniger“ zu fragen? Nicht: Was fehlt noch? Sondern: Was darf gehen?
Raum ist nicht Leere – sondern Einladung
Im Zen sagt man: Die Stille ist nicht die Abwesenheit von Klang, sondern der Raum, in dem alles gehört werden kann.
Genauso ist es mit unserem Leben: Wenn wir Platz schaffen – in unseren Wohnungen, unseren Kalendern, unseren Gedanken –, entsteht kein Vakuum. Es entsteht Möglichkeit.
Der leere Platz in deinem Regal erinnert dich daran, dass du nicht alles besitzen musst.
Der weiße Fleck im Terminkalender gibt deinem Herzen die Chance, sich zu melden.
Der ruhige Moment am Morgen schenkt dir ein Gespräch mit deinem inneren Kompass.
Kleine Schritte, große Wirkung
Ein Leben mit Raum beginnt nicht mit einem radikalen Neuanfang. Sondern mit einem einzigen Atemzug.
Vielleicht fängst du heute damit an, eine Schublade aufzuräumen.
Oder einen Spaziergang ohne Handy zu machen.
Vielleicht sitzt du fünf Minuten still und nimmst deinen Atem wahr – ohne zu tun, ohne zu müssen.
Diese kleinen Akte der Präsenz sind wie Laternen am Wegesrand. Sie führen dich heim. Zu dem, was du wirklich brauchst.
Das Wesentliche braucht nicht viel
Am Ende stellen wir fest: Das Wesentliche ist oft still. Es klopft nicht laut an die Tür. Es drängt sich nicht in den Vordergrund.
Es ist der Moment, in dem du lachst.
Der Blick in den Himmel.
Die Hand einer Freundin.
Das Gefühl, genug zu sein – auch ohne etwas zu leisten.
Wenn wir ihm Raum geben, zeigt es sich. Immer.
Die Rückkehr zur Einfachheit
Ein Leben, das Raum lässt, ist kein Verzicht. Es ist ein Geschenk.
Nicht für ein anderes, besseres Selbst. Sondern für dich – genau jetzt.
Du musst nichts werden. Nur ein wenig leiser werden.
Nur ein bisschen Platz machen.
Damit das Wesentliche kommen kann.