Heute möchte ich euch etwas über die Löffeltheorie erzählen, die ein bisschen erklären soll, warum Menschen mit chronischen Erkrankungen häufig bestimmte Dinge nicht so leisten können wie ein gesunder Mensch. Es geht um das Thema Energie.
Die meisten Menschen denken nicht darüber nach, wie viel Energie sie aufwenden müssen, um jeden Tag aufzustehen, sich anzuziehen und zur Arbeit zu gehen oder morgens einzukaufen und abends das Abendessen vorzubereiten. Für viele Menschen, die mit einer chronischen Erkrankung leben, ist dies jedoch nicht der Fall.
Um zu erklären, was chronische Krankheiten im Alltag bedeuten, entwickelte die Lupus-Betroffene und Bloggerin Christine Miserandino auf ihrer Website Butyoudontlooksick.com eine Art Sinnbild, welches unter dem Begriff Spoon-Theory (Löffeltheorie) bekannt wurde. In ihrem Artikel „But You Don’t Look Sick“ erzählt sie, dass sie sich eines Tages, als sie mit einer Freundin in einem Restaurant aß, den Kopf darüber zerbrach, wie sie ihrer Freundin helfen könnte, zu verstehen, wie es ist, mit einer chronischen Erkrankung zu leben.
Was ist die Löffeltheorie?
Bei der Löffeltheorie schreibt man jeder Aktivität eine bestimmte Anzahl an Löffeln zu, die jeweils verbraucht werden. Hat jede Person zu Beginn eines Tages beispielsweise 25 Löffel zur Verfügung, muss man beachten, dass Menschen, die eine chronische Erkrankung haben, aufgrund dessen im Vergleich für jede Aktivität ein Vielfaches an Löffeln verbrauchen. Je höher die individuelle Belastung, desto mehr Löffel werden pro Aktivität verbraucht. So kann es sein, dass ein gesunder Mensch eine Stunde nach dem Aufstehen am Morgen zwei Löffel verbraucht hat, während ein chronisch erkrankter Mensch schon 15 benötigt. Im Vergleich haben Betroffene ihre Löffel also wesentlich schneller aufgebraucht. Wiederum ist es so, dass man durch Pausen eventuell seinen Löffelbestand wieder aufbauen kann. Betroffene brauchen aber viel früher und auch längere Pausen, um einen vergleichbaren Effekt zu erzielen. Die meisten Löffel kann man nachts im Schlaf generieren. Allerdings sind einige der chronischen Erkrankungen auch mit Schlaflosigkeit verbunden. Während jemand mit einem gesunden Schlaf am nächsten Morgen wieder mit der vollen Anzahl Löffel erwacht, kann es sein, dass Betroffene grundsätzlich nur mit der Hälfte in den Tag starten müssen, da ihre Nacht nicht erholsam war.
Menschen mit chronischen Erkrankungen startet mit weniger Löffeln in den Tag, verbraucht mehr Löffel für die gleichen Aktivitäten und müssen zusätzlich Löffel für Dinge ausgeben, die die entsprechende Erkrankung mit sich bringt.
Betroffene müssen immer und bei allen noch so kleinen Aktivitäten individuell und aufs Neue entscheiden, ob sie die nötige Kraft haben oder aufbringen können. Die eigenen Grenzen zu akzeptieren und ihnen ihre Berechtigung zuzugestehen, das ist ein Prozess, der unter Umständen sehr viele Jahre in Anspruch nehmen kann.
Wenn Du nur „25 Löffel“ Energie hättest, um Deinen Tag zu bewältigen, wie würdest Du sie verwenden?
Das Bild, die Energie in Form von Löffeln quantifiziert und ist in erster Linie ein nützliches Hilfsmittel, das Freunden und Familienmitgliedern von Menschen, die mit einer chronischen Erkrankung leben, dabei hilft, die Bedeutung von Müdigkeit, Schmerzen und anderen Symptomen in ihrem Alltag zu verstehen. Allein die Tatsache, dass man sich von seinen Mitmenschen verstanden fühlt, kann zu einem Gefühl der Erleichterung führen, neues Vertrauen schaffen und dazu beitragen, dass man sich weniger allein fühlt und traf bei Lesern auf der ganzen Welt einen Nerv.
Wer sind Spoonies?
Unzählige Forschungen haben die Vorteile einer Spoonie-Community für Menschen mit chronischen Erkrankungen belegt. Der Begriff „Spoonie“ wird oft von Menschen verwendet, die mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen leben und symbolisiert die Gemeinschaft und Solidarität unter Menschen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen. Ob es sich um eine persönliche Peer-Support-Gruppe oder eine unkonventionelle digitale Gemeinschaft wie #spoonies handelt, es wurde festgestellt, dass die Verbindung mit anderen Menschen dazu beiträgt, die körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern.
Fazit
Du hast jetzt einen Einblick in die Löffeltheorie erhalten. Von ihrem Ursprung bis hin zu praktischen Anwendungen im Alltag haben wir gemeinsam erkundet, wie dieses Konzept Menschen dabei unterstützt, ihre Energie besser zu verwalten und bewusster zu leben. Denke daran, dass Deine Löffel kostbar sind und Du selbst entscheidest, wie Du sie am besten einsetzt. Also, halte Deine Löffel hoch und genieße das Leben!